Christliche Gehörlosen-Gemeinschaft

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Interview mit William und Beverly

Richard besucht die Gehörlosengemeinde in Johannesburg

Interview mit William und Beverly. Beide sind gehörlos und haben zwei hörende Kinder (17 und 14 Jahre). William ist der Leiter einer DCF Gruppe der Gemeinde.

Von links: William und Beverly, hörende Übersetzerin

Von links: William und Beverly, hörende Übersetzerin

Richard: Am Anfang habt ihr eigene Gehörlosen-Gottesdienste gefeiert. Feiert ihr heute noch solche Gehörlosengottesdienste?
William und Beverly: Jeden ersten Freitag des Monats gibt es eine Gemeinschaft von vier Gemeinden für Gehörlose. Da machen wir Bibelstudium und singen Loblieder. Es gibt aber auch Hauszellen, dort wird übersetzt. Wir haben noch eine Frauengruppe (Woman Fellowship). Gerade an diesem Wochenende haben wir eine Frauenfreizeit, die von Hörenden organisiert wird. Daneben besuchen wir einmal im Monat ein Altersheim für Gehörlose und geben dort Bibelstunde.
Richard: Seit ein paar Jahren ist die Apartheid aufgehoben. Habt ihr nun in eurer Gemeinde Schwarze und Farbige? Sind die gehörlosen Schwarzen und Farbigen auch dabei?
William: Ja, sie sind dabei. Aber vor allem die Hörenden. Bei den Gehörlosen sieht es anders aus. Denn die schwarzen Gehörlosen wohnen ziemlich weit weg und haben leider keine Transportmöglichkeiten. So sind sie meistens unter sich!
Richard: Wie ich hörte, unterrichtest Du den Hörenden die Gebärdensprache. Hast Du eine Gebärdensprachlehrerinnen-Ausbildung gemacht?
William: Nein, ich bin nicht qualifizierte Lehrerin. Dennoch brauchen wir dringend Übersetzer für unsere Gemeinde. Ausserdem hat es drei verschiedene Zeichensprachen, die englische, afrikaanische und schwarze Gebärdensprache. Deswegen haben wir noch keine ‹Einheits-Gebärdensprache›. Zum Unterricht kommen am Anfang viele Interessierte, aber bis zum Schluss bleiben nur wenige dabei, aus verschiedenen Gründen.
Richard: Das ist bei uns auch so! Sind diese Hörenden dann offizielle ausgebildete DolmetscherInnen? Werden sie auch für öffentliche Veranstaltungen wie z.B. für Eltern-Gespräche, Ämter, etc. eingesetzt?
William: Nein, sie sind unsere inoffiziellen ÜbersetzerInnen. Sonst müssten sie eine Ausbildung absolvieren!
Richard: Ihr habt mir immer die Zeitschrift ‹Living Waterfall› geschickt. Vorerst mal ganz herzlichen Dank. Ich geniesse es immer, Eure Zeitschrift zu lesen! Seit wann gebt ihr die Zeitschrift heraus, und wie oft erscheint sie im Jahr?
William und Beverly: Zuerst haben wir ‹Newsletter› monatlich herausgegeben. Seit sechs Jahren haben wir eine informativere Zeitschrift eingeführt, und sie erscheint viermal im Jahr. Aber in Zukunft wird sie nicht mehr erscheinen, d.h. wir ‹drucken› Living Waterfall im Internet. Unsere Adresse ist: www.deaf.org.za
Richard: Wer schreibt ‹Living Waterfall› ? Wieviele Abonnemente habt ihr?
William: Ich bin immer dankbar, wenn die anderen Gehörlosen mir Beiträge schicken. Ich selber mache das Layout. Ich muss aber sagen: eure ‹Gemeinschaft› ist professionell. Etwa 220 Gehörlose lesen unsere Zeitschrift. Daneben schicken wir ca. 30 Hefte ins Ausland.
Richard: Bei uns gibt es seit zwei Jahren keine eigene Gehörlosen-Sendung im Fernsehen mehr, aus finanziellen Gründe. Jetzt habe ich an einem Sonntag einen Beitrag über einen Gehörlosen-Gottesdient in Kapstadt gesehen. Diese Gemeinde wird vorwiegend von Schwarzen und Farbigen besucht und von Pastor Ivan Jeptha (schwerhörig) geleitet. Wo sind die Weissen? Kennt Ihr diese Gemeinde?
William: Ja, wir kennen diese Gemeinde. Letztes Jahr waren wir als ‹Gastprediger› in dieser Gemeinde eingeladen. Sie haben ein Camp (= Freizeitlager) organisiert. Etwa 90 Gehörlose von Johannesburg und Kapstadt haben dieses Camp besucht. Nun, sie haben eine eigene Gebärdensprache und eine andere Kultur, daher sind nicht viele Weisse dabei.
Richard: Wie sieht es aus in anderen Gemeinden wie z.B. Pretoria, Durban, etc?
William und Beverly: In Pretoria besuchen die Gehörlosen einen eigenen Gehörlosen-Gottesdienst und sind nicht integriert in eine hörende Gemeinde. In Durban sieht es so aus wie bei uns in Johannesburg. Aber in Port Elizabeth braucht die Gehörlosengemeinde dringend einen Leiter. Dort können viele Gehörlosen nicht gut englisch sprechen, denn sie sind Afrikaans. In Kapstadt gibt es Erfreuliches zu berichten. Neben der Gemeinde von Pastor Ivan Jephta gibt es seit zweieinhalb Jahren eine ‹weisse› Gemeinde. Dort besuchen seit Januar 2000 etwa 40 Gehörlose den eigenen Gehörlosen-Gottesdienst. Vorher hatten sie Hörenden-Übersetzung gehabt. Für sie ist es einfacher, Gehörlosen-Gottesdienste zu besuchen!

Aus der Gemeinschaft April 2000