Zeugnis von meiner Lehre als Buchbinderin
Ich habe während der Lehre viele Dinge erlebt, auch mit Gott und meinem Glauben. Darum möchte ich euch mit meinen Erfahrungen ermutigen, dass Gott jede Situation in der Hand und einen wunderbaren Plan mit jedem hat.
Vor Lehrbeginn habe ich erkannt, dass Gott mich dort in Grafenried haben will und mir eine bestimmte Lektion geben will. Mein Lehrmeister, Herr Hollenstein, ist auch Christ und hat 10 Kinder. Ich war überrascht, dass seine Frau Margret kerngesund ist. Und alle von der Familie sind Christen. Und ihre Nachbarn, Familie Koller, sind auch Christen. Es war für mich wunderbar, dass ich dort gut aufgehoben war. Ich machte die 4-jährige Lehre als Buchbinderin (Handwerk) in der Bibliotheksbuchbinderei und wohnte bei der Familie Voramwald in Jegenstorf. Ich kannte diese Familie schon, weil ich einmal für ¾ Jahr zu Hause in Eggiwil in der hörenden Schule war und sie dort die Käserei betrieben haben. Ich konnte mit dem Velo für 3 km hin und her fahren und tat es fast jeden Tag und auch bei jedem Wetter.
Im Winter war es manchmal ein Risiko, mit dem Velo zu fahren und so fuhr ich manchmal mit dem Zug. Ich erinnere mich an den Unfall eine Woche vor dem Weihnachtsfest in Bern. Ich war am Morgen müde und draussen war es dunkel. Ich wollte rechts abbiegen zur Firma und da hat mich ein Auto gestossen. Ich fiel auf den Boden. Zum Glück hatte ich den Helm an, den ich auch immer trug, und so habe ich nur eine kleine Prellung am Bein gehabt und Rückenschmerzen. Sonst war ich wohlauf. Ich bin Gott dankbar, dass nichts schlimmeres passiert ist. Eine Woche später, mit vielen Gebeten von euch, war ich wieder ganz gesund und konnte an der Weihnachtsfeier in Bern dienen. Am Anfang der Lehre stand ich mit meinem Glauben auf festem Boden und war fröhlich und glücklich. Der Chef war auch zufrieden mit meiner Leistung.
Andrea Haldemann
Herr Hollenstein ist ein begeisterter Christ und ich erlebte oft bei ihm, wie gerne er von Jesus erzählt und der Heilige Geist ist immer bei ihm. Ich habe es gespürt. Er hat mir manchmal von seinen Erlebnissen mit Jesus und von der Entstehung der Buchbinderei erzählt. Er sagte einmal, dass Gott uns viel mehr geben kann, als wir uns vorstellen können. Aber es lief nicht problemlos und mit dem Chef war es auch nicht einfach, weil er ein tempartervoller Mensch ist. Mit der Zeit ging es mit mir bergab und ich nahm Kritik oft zu persönlich. Meine Leistung verlangsamte sich, weil ich mich oft mit vielen Dingen beschäftigte. Natürlich hat Herr Hollenstein mich angefeuert, ich soll schneller arbeiten. Ich habe auch oft geweint, weil ich nicht verstand, was los war und warum es so kommen musste. Ich habe es nur gut gemeint. Ich wurde dann auch unkonzentrierter und konnte die verschiedenen Arbeiten im Kopf nicht zusammenknüpfen, warum es so läuft oder wie es funktionieren sollte. Mein Lehrmeister machte sich oft Sorgen um mich und überlegte, wie er mich motivieren könnte und wie meine Leistungen sich verbessern könnten. Schliesslich litt ich einen psychischen Zusammenbruch nach den Sommerferien 2005 und mein Glaube geriet ins Wanken. Da erlebte ich diese Krise und es hat mir gar nicht gefallen. Ich konnte Gott nicht mehr vertrauen und habe gezweifelt, ob Er überhaupt noch da war. In dieser Situation war mein Chef sehr hilfslos und wusste nicht mehr weiter. Nach einem Mittagessen hat er Jesus gefragt, was er tun soll. Jesus zeigte ihm verschiedene Bilder von Petrus und gab ihm seine Verheissung. Jesus sagte zu Petrus: Du sollst Petrus heissen und es bedeutet Fels. Auf dem will ich meine Gemeinde bauen. Seine Verheissung heisst, dass ich ein Fels werde. Er meinte es innerlich, in der Seele. Das gab mir Mut und Hoffung. Während der Krise konnte ich nicht klar denken und sehen. Alles sah für mich schwarz aus. Daher wurde es schwieriger mit der Arbeit, weil ich mir selber nicht mehr zutraute, die Arbeit zu machen und immer wieder typische Fehler beging. Herr Hollenstein hat mich Isabelle unterstellt zur Hilfe und Kontrolle. Ich musste viel üben für die Prüfung und musste verschiedene Muster herstellen. Bei der Herstellung der Produkte habe ich oft gezweifelt, was ich tun soll. Ich war völlig unselbständig. Ich konnte Isabelle’s Nähe nicht aushalten und war oft fies (gemein) zu ihr gewesen. Natürlich war mein Chef entsetzt und hat mit mir geschimpft. Ich war gegenüber den Mitarbeitern furchtbar unanständig und habe oft aus Angst meinen Chef angelogen. Ich suchte natürlich nach Hilfe und ging zur Psychologin. Es hat mir nicht viel geholfen und das Durcheinander in mir ging weiter.
Eines Tages, in einer schwierigen Auseinandersetzung mit Herrn Hollenstein, hatte ich die Nase voll von der Lehre und wollte alles aufgeben. Ich hatte viel geweint und hielt es dort nicht mehr aus. Die Mitarbeiterin Isabelle Zaugg kam zu mir und hat mit mir gesprochen. Ich sagte, dass ich aufgeben will und lieber die Schule besuchen möchte. Aber ich wollte auch nicht von den Eltern abhängig bleiben. Da hat sie mich ermutigt, dass es eine gute Sache ist, unabhängig zu werden und es hat mir Kraft gegeben, mit der Lehre fortzufahren. Noch ein Jahr.
Einmal während der Pause, als ich schlecht gelaunt war, hat Herr Hollenstein mir einen Bibelvers gegeben und darin stand (Jeremia 29,11):
denn mein Plan mit euch steht fest: Ich will euer Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage ich, der Herr.
Da habe ich eine wunderbare Offenbarung von Gott erlebt. Er hat sich mir offenbart. Ich habe ein Wunder erlebt und dieser Bibelvers wurde so neu für mich und gewann eine tiefere Bedeutung für mich. Es hat mich tief berührt und getröstet. Dann hat mein Chef über mich eine kleine Predigt gehalten. Dadurch verstand ich, wo ich stand, wie ein schwarzes Schaf. Dann entschloss ich auf Regula Herrsche’s Hinweis in die Seelsorge zu gehen. Dadurch war ich auf dem Weg zur Besserung meiner seelischen und geistlichen Not. Schritt für Schritt. Ich lernte, Gott neu zu vertrauen. Ich lernte Seine Liebe zu mir kennen. Ich lernte, still vor Gott zu sein. Ich lernte, bei der Arbeit besser zu verstehen. Ich bekam auch wieder Freude an der Buchherstellung, an den Menschen und am Leben. Ich verstand besser mit den verschiedenen Bucheinbandherstellungen umzugehen. Ich versuchte, meine Leistungen zu steigern. Bald stand vor mir meine Abschlussprüfung und ich habe viel geübt und vorbereitet. Ich habe im Januar 2007 einen Prüfungsvorbereitungskurs besucht und ich und meine Hauskreisfreunde haben gebetet, dass ich es schaffe. Durch ein Wunder konnte ich die drei verschiedenen Produkte zum vorbestimmten Zeitpunkt abgeben.
Nun bin ich zuversichtlicher geworden, dass ich die Lehre bestehen würde. Ich dankte Gott dafür, dass er mir geholfen hat. Mein Selbstvertrauen hat sich gestärkt. Bei der Familie Voramwald gab es ein Problem, weil Herr Voramwald eine Kündigung bekommen hatte. Die Frist ging zusammen mit der Wohnung bis Ende April. Sie haben dann eine Mietverlängerung beantragt und wir konnten bis Ende Juli bleiben. Gott – Danke! Ich bereitete mich auf die Prüfungen vor und bei der Allgemeinprüfung konnte ich die Aufgaben lösen. Dann kam die praktische Prüfung und es dauerte 2 ½ Tage. Ich musste ein Fotoalbum, Edelpapierband, eine runde Schachtel, 5 Broschüren und ein Bibliothekseinband herstellen. Es war für mich ein grosser Druck und eine Belastung von 300%. Ich wusste, dass es knapp würde mit der Notenbewertung, weil ich natürlich viele Fehler gemacht habe. Aber ich habe es geschafft, alle Produkte abzugeben. Herr Hollenstein hatte grosse Freude gehabt. Er war sehr überrascht, dass ich mich unter Druck zusammen genommen habe und alle Produkte trotz Fehler abgeben konnte. Und das mit schnellem Tempo. Hätte ich die Prüfung ein Jahr vorher gemacht, hätte ich sie nicht geschafft. Schliesslich machte ich noch die theoretische Prüfung (Berufskunde) und habe es alles erledigt, was ich tun musste.
Als es mir gut ging, musste ich lächeln, weil Jesus seine Zusage erfüllt hat und ich wurde wirklich ein Fels. Ich konnte wieder lachen und fröhlich sein. Ich konnte die Arbeit wieder selbständig ausführen. Daher war ich überzeugt, sobald ich die Lehre beendet habe, dass Gott auch für mich schauen würde, dass ich eine gute Stelle und Wohnung bekomme. Mein Wunsch war, dass ich eine Stelle im Kanton Bern bekäme und ich immer bei der Lokalgruppe Bern bleiben könne. Ich schaute mich im Internet nach einer Stelle um und fand offene Stellen in Zürich. Eines Tages sagte mein Chef, dass er nicht weiss, wie er mich in der Buchbinderei von Bern unterbringen könne. Er sagte, dass sie hohe Erwartungen an mich haben würden, die ich nicht erfüllen könnte. Ich erzählte ihm von der Buchbinderei Mönchaltorf. Er hat mir empfohlen, mich dort zu bewerben. Er findet es toll, wenn ich dort arbeiten würde und Erfahrungen mache. Dies wäre ein gutes Sprungbrett, wenn ich später nach Bern oder anderswohin wechseln möchte. Also habe ich mich bei BUBU Mönchaltorf und einer anderen Buchbinderei in Zürich beworben. Die Bewerbungen habe ich per Email vor dem Jugendlager in Holland abgeschickt und habe es Gott überlassen. Als ich von Holland zurück kam, habe ich schon eine Antwort von BUBU bekommen. Ich war erstaunt. Sie sagten, dass sie sich gut vorstellen könnten, mich in ihrem Team zu haben.
Sie wollten von mir ein Vorstellungsgespräch und ich habe zugesagt. Wir machten den Termin am 9. August 2007, um 14 Uhr ab. An diesem Tag stellte mir Frau Müller gleich die drei Abteilungen vor. In der ersten Abeilteilung zeigte sie mir den Bereich Fotoalbum, da wird fast alles mit der Maschine bearbeitet. In der zweiten Abteilung ist die Bibliotheksbandherstellung und da wird zur Hälfte die Maschine benutzt und zur Hälfte mit der Hand gearbeitet.
In der dritten Abteilung arbeitet man mehr mit der Hand und der Gestaltung. Dann führten ich, Frau Müller und Herr Kuratli ein Gespräch. Sie sagten, sie würden mich sofort einstellen und ich war sehr überrascht. Ich würde 5 Wochen Ferien haben und ein 13. Monatlohn erhalten. Ich hätte dann feste und geregelte Arbeitszeiten. Ein super Angebot. Ich war so verwirrt und habe gesagt, dass ich Zeit bräuchte, um darüber nachzudenken. Die Firma BUBU ist eine grosse Buchbinderei mit Industrie und Handwerk im Gegensatz zum kleinen Betrieb, bei der ich die Lehre gemacht habe. Es hat dort einige gehörlose Angestellten und eine gehörlose Lehrtochter, die ich von der Sekundarschule kenne. Das ist eine grosse Umstellung für mich. Herr Hollenstein hat mir schon davon erzählt. Nach dem Gespräch verabschiedeten wir uns und ich ging in Uster ein wenig spazieren. Ich habe Gott gefragt, ob er mich dort haben will. Will Er, dass ich nach Zürich gehe? Manchmal sind Gottes Wege für uns anders als wir denken. Ich habe dann in Bern mit meinen Hauskreisfreunden darüber gesprochen und die Verwirrung wurde kleiner. Am Wochenende habe ich beschlossen, die Stelle anzunehmen, weil ich den Frieden in mir gespürt habe. Ich fange mit der Arbeit erst an, wenn ich eine Wohnung gefunden habe.
Wenn ich heute zurückblicke, bin ich sehr dankbar, dass Gott mich nach Grafenried geschickt hat und mir einen wunderbaren Lehrmeister gegeben hat. Ich habe sehr viel von Herrn Hollenstein gelernt. Ich bin ihm gegenüber sehr dankbar für seine Geduld, Opferbereitschaft, Hingabe, Strenge und Hilfsbereitschaft. Ich bin Gott dankbar, dass Er mir geholfen hat, die Krise zu überstehen. Ich bin Gott dankbar, dass ich einen schönen Beruf erlernen durfte und an ihm Freude habe.
Preis dem Herrn. Er ist gütig.
Eure Schwester Andrea