Christliche Gehörlosen-Gemeinschaft

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Zeugnis von Dalia

Dalia erzählt aus ihrem Leben

Mein Leben

Dalia
Dalia

Als kleines Mädchen liebte ich die Geschichten aus der Bibel und ganz besonders die mit Jesus. Deshalb war mein grösster Wunsch zum achten Geburtstag eine Bibel, die ich auch erhielt. Mit Eifer und viel Freude las ich meine Kinderbibel mehrmals durch und im Religionsunterricht (katholisch) sang ich sehr gerne die kleinen Kinderverse, in denen Jesus immer mein bester Freund war. Alle in meiner Familie und auf dem Landenhof fanden es einfach süss, wie ich mich an diese Geschichten hielt. Für mich war damals das Leben einfach wunderbar schön. Nichts, aber wirklich nichts, trübte meine Idylle (scheinbare Harmonie).

Als ich etwa zwölf Jahre alt war, geriet meine ‹heile Welt› aus den Fugen: meine Eltern trennten sich. Meine Mutter sagte es mir ganz so nebenbei, währendem wir eine Wohnung ansahen, aber sie sagte es mit einem so verachtendem Ton und Gesicht, dass ich nicht mehr wusste, wer sie war. Das Schlimme war, es war ganz kurz nach Weihnachten, wo alles noch so schön war, geschah.

Etwa zwei Monate später zog ich mit Delia (meine Schwester) und meiner Mutter in eine andere Wohnung. Meine Mutter war nicht mehr die fröhliche und sanfte Mami, nein, sie veränderte sich sehr. Arbeiten, Fernsehen, Kochen, Einkaufen und gleichgültig oder verächtlich in die Welt schauen waren angesagt. Sie fluchte auf die Kirche, auf Gott, Jesus und die Bibel, und sie wollte mir die Bibel sogar wegnehmen und fortwerfen!

Das Ganze verstörte mich so sehr, dass ich frech und gemein wurde. Ich verlor den Respekt vor Erwachsenen, ich kroch in meine Bücher- und Fantasiewelt. Das reale Leben war nur noch grau für mich und ich verlor all meine Fröhlichkeit, die doch mein grösster Charakterzug war.

Ich kümmerte mich nicht mehr um die Schule, ich lernte nicht mehr. Gott sei gedankt, dass ich trotzdem immer gut abschloss, in der Bezirksschule und in der Lehre. Aber ich kümmerte mich nicht mal darum, was ich aus meinem Leben machen wollte. Nur selten trotzte ich gegen die Wünsche meiner Familie auf.

Während dem ersten Lehrjahr wohnte ich in einem Frauenhaus in Zürich und besuchte eine freikirchliche Jugendgruppe. Ich ‹fand› zu Jesus. Doch in dieser Gruppe, in der ich mich am Anfang noch recht wohl fühlte, gefiel es mir bald nicht mehr. Ich fühlte mich ausgeschlossen, da ich praktisch nichts verstand und auch niemand bereit war, mir das Ganze zu erklären. Ich ‹verlor› Jesus wieder.

Irgendwie fühlte ich immer ein Leere in mir, die ich durch Verliebtsein zu füllen versuchte, doch ohne eine Beziehung zu wollen. Als ich dann eine Beziehung hatte, dann ging es mir aber noch mieser. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und wusste nicht, woher dies kam.

Nach meiner Lehre fand ich vermehrt intensiven E-Mail-Kontakt mit Gregor, mit dem ich schon die Bezirksschule auf dem Landenhof besuchte. Irgendwann kamen wir auf das Thema Gott, Jesus und die Bibel zu sprechen. Ich war ja ‹gläubig›, doch verstand nicht, was Gregor genauer meinte, trotz drei-sechs Mails hin und her pro Tag!

Im November 2001 lud Gregor mich zur Weihnachtsfeier der CGG ein. Ich zögerte ziemlich, wollte ich ihn doch nicht enttäuschen, doch meine Angst, meinen damaligen Freund zu verlieren, war grösser, also sagte ich ‹nein› zu dieser Feier.

Danach blieb der Kontakt zu Gregor zwar immer noch intensiv, doch ich merkte, wie das Thema ‹Glauben› ziemlich abnahm. Schliesslich lud Gregor mich im März 2002 nach Passugg zum Osterlager der CGG ein. Diesmal sagte ich nicht einfach ‹nein› , sondern zog unbewusst andere Vorteile: eine Flucht von Zuhause und von meinem Freund. Ich sagte also zu und schrieb, dass ich gerne nach Passugg kommen möchte.

Kurz vor diesem Osterlager war ich sehr nervös und hatte da schon gegen die Ansichten meiner Familie und dem Freund zu kämpfen. Doch ich liess mich nicht beirren. Ich wollte Gregor nicht nochmals enttäuschen. Dies war dann mein einziger Gedanke, der mich nach Passugg brachte.

In Passugg trat ich in eine ganz neue Welt ein. Ich wurde schon beim Frühstück von einigen einfach umarmt. Ich dachte: «Was? Diese mir wildfremden Leute umarmen mich einfach, dabei kennen die mich doch gar nicht!!!». Die Herzlichkeit und das entspannte Zusammensein liess mich schon völlig vergessen, warum ich überhaupt gekommen war.

Alles, was ich in Passugg erlebte, die Predigten, die Workshops, die Vorträge, die Freizeit und die Leute, alles liess mich erkennen: «Die haben und kennen etwas, das ich nicht habe und nicht kenne». Und tatsächlich, unter dem Giebel (unter dem Dach) in der Ecke in meinem Bett befiel mich plötzlich das Bedürfnis zu beten. Ich betete nur noch, weinte und erkannte, dass Jesus der Einzige ist, der mich aus meiner Leere führen konnte. Also bat ich Jesus, in mein Leben zu kommen und es in die Hand zu nehmen. Schliesslich schlief ich ein und am Morgen fühlte ich Gottes Gegenwart so stark, dass ich wusste: «Jetzt hat mein neues Leben begonnen». Und dadurch wurde ich stark genug, allen zu verzeihen, denen ich nicht vergeben hatte bis dahin.

Nach Passugg hatte ich dann grosse Kämpfe durchzustehen. Meine Schwester mit ihrem Okkultismus, mein Vater und seine verkehrte Welt der Bibel und der Wiedergeburt, mein Freund, der nicht auf Sex verzichten wollte und noch vieles mehr. Der Freund machte dann Schluss, meine Schwester wollte nichts mehr mit mir zu tun haben, der Vater und Bruder machten mir Vorwürfe und glaubten, ich hätte eine Gehirnwäsche erhalten in Passugg und was weiss ich noch alles. Ich fühlte mich fast überfordert. Doch Gott liess mich nicht los und zeigte dies durch meine neuen Geschwister, die mir alle sehr halfen in dieser Zeit.

Mit der Familie ging es inzwischen wieder besser. Man vermeidet einfach das Thema ‹Glauben›. Doch ich spüre immer wieder die versteckten Vorwürfe. Das tut weh, doch ich will nicht auf meine Familie schauen, sondern auf Gott und Jesus. Jesus soll der Fixstern meines Lebens sein.

Unterdessen wurde ich so stark im Glauben und meiner Liebe zu Gott, dass ich es allen zeigen wollte: durch die Taufe (siehe Bericht über die Taufe).

«Herr, ich danke Dir von ganzem Herzen, dass ich Dein Kind sein darf und ich Dich meinen Vater nennen darf. Ich liebe dich!»

Vertrau dich dem HERRN an und sorge dich nicht um deine Zukunft! Überlass sie Gott, Er wird es richtig machen.

Dalia

Aus der Gemeinschaft Oktober 2002