Interview mit Regula
Regula beantwortet die Fragen von Martina
Martina | Wie lange bist du schon in der CGG? |
Regula | Ich war schon vor der CGG in der «Vor-CGG». 1987 hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit gläubigen Gehörlosen und besuchte regelmässig den Gehörlosengottesdienst in der damaligen GfU Bern. Ebenso verbrachte ich mit Gehörlosen und ihren hörenden Freunden von dort schöne Wochenenden und Ferienwochen. So kam es, dass ich den Aufbau der CGG vor 20 Jahren und deren Gründung miterlebte und schon immer ein Teil der CGG bin. |
Martina | Was ist deine schönste Erinnerung? |
Regula | Es gibt viele schöne Erinnerungen. Ich bin ein Mensch, der nicht an Erinnerungen festhält, sondern weiter zieht. So freue ich mich auf noch bessere und schönere Erlebnisse mit unserem Gott und mit der CGG. Es gab einige Ereignisse, die mich geprägt haben und die ich gerne hier erwähne: 1. Der Evangelisations-Einsatz 1993 in Bulgarien. Wir waren ein Team von ganz verschiedenen Menschen. Wir lernten miteinander, den Glauben praktisch umzusetzen und zu erleben. Wir alle «mussten» ca. 20 Bibelverse auswendig lernen. Das hat sich in meinem späteren Leben immer wieder positiv ausgewirkt! Ich habe bei diesem Einsatz erlebt, was durch viel Gebet bewirkt wird, wie Wunder geschahen und wie Gott Menschen zu uns führte, mit denen wir ganz konkret über den Glauben sprechen konnten. Gleichzeitig habe ich gelernt, wie wichtig es ist, in dieser Einheit voran zu gehen im Glauben. 2. Der Tag der Gehörlosen in Bern 1994: Dieser öffentliche Anlass im Gehörlosenwesen war 1994 von der CGG geprägt. Wir haben vieles, was wir durch den Bulgarien-Einsatz gelernt haben, praktisch umgesetzt. Dadurch haben wir wieder gewaltige Führungen Gottes erlebt. Andreas Kolb und ich waren aktiv in der Organisation des Tages, zusammen mit den Gehörlosenvereinen von Bern. Der Hauskreis stärkte uns beiden den Rücken im Gebet. Wir erlebten viele Gebetserhörungen. Der CGG-Infostand auf dem Bundesplatz war sehr gut besucht. Wir bekamen sogar die Möglichkeit, den überkonfessionellen Gottesdienst auf dem Gurten durchzuführen. Andreas Kolb predigte, der CGG-Gebärdenchor trat auf, CGG-Leute machten die Einleitung, zeigten ein Pantomime, erzählten Zeugnis und beteten – kurz gesagt: es waren fast nur CGG-Leute, die diesen Gottesdienst gestalteten. Der Gottesdienst selbst war sehr evangelistisch und erreichte eine breite Basis. Das war nicht selbstverständlich und nur möglich durch die vielen Gebete und das Mittragen der Geschwister. 3. Schwierigkeiten, die Gutes hervorbrachten: 2006 war für mich ein ziemlich schwieriges Jahr. Ich habe Fehler gemacht. Ich bin sehr dankbar, dass wir einen Gott haben, der gerne vergibt. Ich bin auch sehr dankbar für die Geschwister, die mir vergeben haben. Wir lernen durch solche Zeiten und Schwierigkeiten, die Herausforderung Jesu anzunehmen, auf ihn zu hören und sie mit ihm zu überwinden. Ich durfte viel lernen und an meinem eigenen Verhalten und Denken arbeiten. In diesem Prozess spielte Vergebung eine grosse Rolle. Ich durfte wieder einmal erleben, wie Vergebung frei macht. Kein Schmerz und keine negativen Gedanken bleiben zurück. Kontakte mit involvierten Personen sind heute möglich ohne negative Gedanken, ohne Schmerzen und Enttäuschungen. Denn es kommt nicht drauf an, wie andere sich verhalten, sondern wie ich selber denke und mich verhalte. Solche Lernprozesse im Leben sind für mich sehr wichtig und positiv. Deshalb erzähle ich es hier bei den «schönen Erinnerungen». |
Martina | Dieses Jahr feiern wir in der CGG das 20-jährige Jubiläum. Was wünschst du dir für die nächsten Jahre? |
Regula | Apostelgeschichte 2,37-47! (bitte lesen) soll in der CGG ganz normale Realität sein. |
Martina | Was begeistert dich an Jesus? |
Regula | Dass Jesus uns zur Freiheit berufen hat. (siehe: Galater 5, 13a) Ich erlebe das in meinem Leben. Es betrifft verschiedene Bereiche z.B. bei Verletzungen verschwinden schlechte Erinnerungen und Gedanken für immer. Oder «schlechte» Gewohnheiten verschwinden. Das begeistert mich so an Jesus! Es ist ein Prozess. Man könnte viel darüber schreiben. Ich spreche übrigens auch gern über dieses Thema. |
Martina | Worin möchtest du noch wachsen? |
Regula | Mein Glaube soll darin wachsen, dass bei Gott ALLES möglich ist. Im Moment beschäftigt mich, dass wir das ernten, was wir säen. In diesem Zusammenhang beschäftigen mich die Worte von Jesus in Matth. 9, 29b: «... euch geschehe nach eurem Glauben». Wie viel glauben wir heute noch? Schnell sagen wir: «Ja, ich glaube!» Aber unsere Lebensweise im Alltag zeigt deutlich, ob wir wirklich dem Wort Gottes glauben und unser Vertrauen voll auf IHN setzen. Gott hat das rote Meer geteilt. Ich sage: «Ja, das glaube ich! Ja, mein Gott kann alles!» Dann passiert etwas und ich reagiere. Wie reagiere ich? Meine Reaktion zeigt die Wahrheit über mich und meinen Glauben! Dazu ein ganz gutes Beispiel: In den Ferien ging uns im Ferienhaus das Wasser aus. Das Wasser dort kommt aus einer Bergquelle. Wenn es viel regnet oder viel Schnee hat, gibt es viel Wasser. Dieser Winter war trocken. Die Quelle hatte fast kein Wasser mehr. Nach zwei Tagen kam beim Wasserhahn nichts mehr heraus. Wir konnten die Wäsche nicht machen, nicht abwaschen, etc. ... und auch nicht aufs WC gehen (die Spülung braucht Wasser sonst bleibt alles liegen)! Was macht man in so einer Situation? Ganz einfach: in den Coop gehen und Wasserflaschen kaufen. Auf einmal wurde mir etwas klar: in all der Aufregung um das Wasser telefonierten wir nur noch herum und diskutierten, ob man aufs WC darf oder nicht. Dann sprangen wir in den Coop. - Wo ist hier Gott? Glauben wir nicht, dass ER die Quelle mit Wasser speisen kann? Warum beten wir nicht dafür? Gott brauchte diese Situation, um mir einige Dinge klar zu machen. Wir begannen, konkret für das Wasser zu beten. Ich bekam ein Wort: «Keiner lasse den Mut sinken.» 1. Samuel 17,32. Das war genau das, was ich brauchte. Denn, wenn ich zum Wasserhahn ging, kam nichts heraus. Frust und Enttäuschung mussten dem Glauben und der Geduld weichen! Wenn ER sagt, dass ER gibt, dann gibt ER! Und tatsächlich, mit der Zeit hatten wir immer mehr Wasser zur Verfügung. Als wir heimreisten, floss Wasser durch alle Wasserhähne und Leitungen. Draussen war immer noch sonniges und trockenes Wetter ... Ich merke, dass wir mit unserem Denken und Verhalten Gottes Grösse und Wirken sehr einschränken. Wir hindern Gott, uns das zu geben, was ER uns so gern geben möchte. ER ist ja ein Vater, der nur das Allerbeste für SEINE Kinder wünscht und geben möchte. Ich möchte darin wachsen: auf IHN zu warten, IHN zu hören und IHM alles zutrauen. |
Martina | Wer soll die nächste Interviewperson sein? |
Regula | Nicole Wir hatten um 1990 herum im Buchegg (Pfingstgemeinde Zürich) etwas zu wenig Leute, um die wöchentliche Gebärdensprachübersetzung im Hörendgottesdienst zu gewährleisten. Im Kaffee nach einem Gottesdienst sagte ich: wir brauchen unbedingt neue Leute. Da klopfte es auf meine Schulter und eine junge Frau fragte mich: kann man Gebärdensprache und das Übersetzen lernen? Ich war total «baff» (= überrascht) über diese rasche Erhörung des Anliegens. So lernte ich Nicole kennen. Eines von den ersten Unternehmungen unserer Freundschaft war ein Gottesdienstbesuch in der Stadt Zürich. Dort übersetzte Nicole für meine Freundin und mich so, als würde sie das schon jahrelang machen ... Sie und auch Joachim waren mit mir zusammen in Zürich im Hauskreis, wir waren zusammen im Team der CGG Steffisburg, sie haben viel für die CGG getan! Nicole ist seit vielen Jahren in der Übersetzung tätig und ich finde es toll, wie Gott sie durch diese Arbeit sehr gesegnet hat! Nun bin ich auf das nächste Interview gespannt, worin Nicole zu Wort kommt. |