Meine Arbeit im Mittleren Osten
Seit Jahren arbeitet Rebekka an einer Gehörlosenschule in Jordanien
Rebekka
Nun wundern sich sicherlich einige, wer diese Person ist, die hier einen Bericht verfasst. Nun, ich wurde angefragt, etwas über meine Arbeit und Person zu schreiben. Mein Name ist Rebekka, ich bin 27 Jahre alt und in Goldiwil aufgewachsen. Das ist ein wunderschönes Dorf über dem Thunersee. Nach der kaufmännischen Ausbildung (Sekretärin) zog ich nach Heimberg. In der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) Heimberg fand ich auch mein geistliches Zuhause.
Seit ca. vier Jahren lebe ich in Jordanien. Das ist das Land, welches direkt an Israel angrenzt. Ja, was mache ich dort und wie kam ich dorthin? Ein paar wissen sicherlich, dass es dort eine Gehörlosenschule gibt.
Bis ich dorthin ging, hatte ich nichts mit Gehörlosen zu tun. Ich habe auch keine gekannt. Ich arbeitete einfach zwei Jahre auf meinem Beruf und beschloss anschliessend, nach England zu gehen um Englisch zu lernen. Dafür musste ich meine Stelle kündigen, da ich für ein halbes Jahr gehen wollte. Wieder zurück in der Schweiz, schaute ich mich nach einer neuen Arbeit um.
Von meiner Gemeinde FEG Heimberg kenne ich Josua und Dineke, welche schon viele Jahre in Jordanien sind. Sie waren damals gerade im Urlaub, und so kamen wir ins Gespräch. Josua sagte mir: «also du kannst gleich mit uns kommen, wir haben viel zu tun».
Was sollte ich nun machen? Ich kannte kein Arabisch, ich kannte Jordanien und seine Kultur nicht, ich kannte keine Gebärdensprache, wie geht man mit Gehörlosen um.... ? Das waren viele Fragen ohne Antworten. Also, ich musste das vor den Herrn bringen. Zusammen mit Freunden konnte ich darüber beten, und dann wusste ich plötzlich, ja, es ist gut, geh nach Jordanien. So packte ich alle meine Sachen wieder (war ja noch nicht lange aus England zurück) und flog zwei Monate später nach Jordanien.
Einige mögen nun sicherlich denken, wie kann die das machen, ohne irgendwelche Kenntnis von Gehörlosen oder Gebärdensprache? Ja, das habe ich mich auch gefragt, aber ich wusste, wenn Gott dies wollte, dann wird er mir auch helfen zu lernen. Dies hat er dann auch wirklich getan.
Die ersten Eindrücke, an die ich mich noch knapp erinnern kann, waren folgende: viele Kinder rannten auf mich zu, fuchtelten wie wild mit ihren Händen in der Luft herum, und ich verstand absolut kein Wort. Alle strahlten mich einfach an und wollten immer wieder wissen, wer ich war und wie ich hiess. Nach einiger Zeit konnte ich schon mal die einfachen Gebärden für ‹guten Tag›, ‹wie geht’s›, ‹mir gut›, ‹mein Name ist›, zeigen. Schritt für Schritt, im Zusammenleben mit den Kindern, lernte ich immer mehr Gebärden. Zu Beginn musste ich sehr viel nachfragen: «sorry, was hast du gesagt?». Aber die Kinder hatten sehr viel Geduld mit mir und wiederholten immer und immer wieder, bis ich verstand.
Drei der Kleinsten
Heute kann ich mich gut mit ihnen verständigen, und es macht mir sehr viel Spass diese Sprache einigermassen zu können. Natürlich bin ich nicht perfekt darin, aber ich habe ja Zeit um weiter zu lernen.
Was ist eigentlich meine Aufgabe in Jordanien? Da ich Sekretärin bin, arbeite ich am Morgen im Büro und erledige die meiste Korrespondenz für die Patenschaften, die in der Schweiz laufen. Am Nachmittag, wenn die Schule zu Ende ist, helfe ich bei den Kindern mit. Diese Aufgabe gefällt mir besonders gut, da ich Kinder sehr liebe. So helfe ich beim Schuhe wechseln, schaue, ob sie vielleicht eine Jacke anziehen sollten, und bin dann vor allem mit ihnen draussen zum spielen.
Die älteren Mädchen müssen mit den kleinen Kindern etwa eine Stunde verschiedene Spiele spielen. Ich helfe ihnen dabei, und schaue, dass sie gut mitmachen. Wenn ein Kind weint, sage ich es jemanden oder gehe gleich selber schauen. Ich bringe ihnen Pflaster, eine Salbe oder was sie gerade brauchen. Ich nehme sie in die Arme, wenn sie weinen, oder ich mache sonst etwas. Einige haben auch Heimweh, und ich probiere, sie so gut wie möglich zu trösten.
Rebekka in Jordanien
Am Abend helfe ich ebenfalls mit, da die meisten der Kinder im Internat schlafen. Auch hier sollten wieder die älteren den jüngeren helfen, und ich schaue einfach, dass dies klappt und helfe auch selber mit, wo es gerade nötig ist. Es gibt jedenfalls immer einiges zu tun.
Wir betreuen in der Schule etwa 140 Kinder. Davon schlafen 60 im Mädcheninternat und etwa 50 im Knabeninternat. Der Rest geht jeden Tag nach Hause. 24 Kinder sind im Kindergarten, zwischen vier und sechs Jahre alt. Diese brauchen besonders viel Betreuung, da die meisten von ihnen neu sind und noch keine oder ganz wenig Gebärdensprache können.
Neben diesen praktischen Arbeiten habe ich noch eine weitere Aufgabe. Wir haben jede Woche eine Gebetsstunde. Da ist auch mindestens ein gehörloser Christ dabei. Dort fing ich an mit Übersetzen in Gebärdensprache. Dies, habe ich gemerkt, mache ich besonders gerne, und es ist mein Wunsch, noch viel mehr in diesem Bereich lernen und helfen zu können. Wie und wann weiss ich aber noch nicht.
Seit ich begonnen habe, mit Gehörlosen zu arbeiten, sind mir diese Leute sehr ans Herz gewachsen. Gerade im Mittleren Osten gibt es Tausende von Gehörlosen, welche noch nie in einer Schule waren. Viele werden es auch nie können. Es gibt viele arme Leute (diese liegen mir besonders auf dem Herzen).
Ich weiss nicht, wie lange mein Platz noch in Jordanien sein wird. Es ist nicht immer einfach und manchmal sehr anspruchsvoll. Aber ich bin Gott sehr dankbar für alles, was ich erleben und lernen durfte. Wie Er mir täglich hilft, mich durchträgt und mir immer wieder neuen Mut und Freude schenkt für meine Arbeit dort. Es ist auch ein Anliegen von mir, dass ich nicht nur einfach dort bin, sondern auch die Liebe des Herrn weiter geben kann.
Ich freue mich immer fest, wenn ich in der Schweiz bin und zum Gehörlosengottesdienst in Steffisburg gehen kann. Es ist einfach genial zu sehen, wie die dort Anwesenden, wirklich mehr vom Herrn lernen wollen und es auch tun. Es ist mein Gebet, dass noch viele Gehörlose, über die ganze Welt, dieses Verlangen bekommen und die Liebe des Herrn erkennen und in ihr Herz aufnehmen können.
Ich möchte Euch nun noch einen Bibelvers hinschreiben, der mir sehr gut gefällt und ich hoffe, dass er auch zu Euch sprechen wird (Psalm 105, 3 + 4):
Seid glücklich, dass ihr zu ihm, dem heiligen Gott, gehört! Ja, alle, die den Herrn suchen, sollen sich freuen! Fragt nach dem Herrn, und rechnet mit seiner Macht, wendet euch immer wieder an ihn!
Mit herzlichen Grüssen und Gottes Segen
Rebekka